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Lange Zeit haderte ich mit dem Gedanken, mich als Person hier vorzustellen, doch nachdem mich einige Zuschriften aus dem Feedback-Formular erreichten, die mir scherzhaft übertriebene Bescheidenheit vorwarfen, springe ich über meinem eigenen Schatten und plaudere aus dem Nähkästchen über Esther Sonja Schmid, moi. John Cusack (Metatest) Am 15. Mai 1968 um 14.35 Uhr kam ich still und ohne grosses Aufsehen zur Welt. Mutti kann sich nicht daran erinnern, dass ich nach dem Klaps auf meinen nackten, verschrumpelten Babyhintern grossartig reklamiert hätte. Wozu auch, es hätte eh niemand darauf gehört, was ich damals zu sagen hatte. Wie ich aussah? Na ja, gelinde ausgedrückt: Ich war ein Kind, das nur die eigene Mutter lieb haben konnte - wie die meisten Babys eben. Ich wurde zum Hobby Nummer eins für meine drei Schwestern. Wurde ich nicht gerade von Marianne (Jg. 1961) gehalten, konnte man sicher sein, dass mich Rosmarie (Jg. 1963) in der Umklammerung festhielt, und daneben wartete Barbara (Jg. 1965) schon gierig darauf, mich auf ihre dreijährigen Ärmchen zu nehmen. Gepasst hat mir das nie, das beweisen etliche Babyfotos von mir, auf denen ich meine Schwestern bei diesem Spielchen nur gewähren liess, um die Kirche im Dorf zu lassen. Ganz nach dem Motto: Dann gib dem Affen doch seine Banane... Trotz diesem ständigen Wirbel um meine Person und der damit zusammenhängenden Unruhe entwickelte ich mich prächtig und wurde gar zu einem echt süssen Fratz. floriandavidfitz "Florian David Fitz" stellt in "Vincent will meer" sein komisches Talent unter Beweis (Metatest) essoschmid@gmail.com (Metatest)
Mein Leben änderte sich drastisch, als meine Eltern auf die
glorreiche Idee kamen, mir meine hübschen, dicken, blonden Locken abschneiden zu
lassen. Selbstverständlich wehrte ich mich wie ein Berserker auf dem
Coiffeurstuhl - man musste mich zu Dritt festhalten, um das grausame
Vorhaben, das ultimative Verbrechen an meiner kindlichen Schönheit, durchzuführen. Hätte
ich bei meiner Geburt so getobt, hätte der Arzt sicher die reinste Freude an mir
gehabt... Man hat mir meine Schönheit und Würde gestohlen, und das im zartesten
Kindesalter. Auf dem Nachhauseweg traf meine Mutter eine alte Bekannte, und die
Worte dieser Frau klingen mir heute noch in den Ohren - sie sind auf meiner
Gehirnfestplatte eingebrannt und mit einem leuchtenden Rotstift
unterstrichen: «Oh, Frau Schmid, was haben Sie aber für einen hübschen Jungen.»
- War es das, was sich meine Eltern wünschten? Einen hübschen Jungen? Wurden
deshalb meine dicken Locken geopfert? Nun gut, wenn sie sich einen Jungen
wünschen, dann sollen sie ihn auch haben! Estherchen spielte fortan nicht mehr
mit Puppen oder ähnlichem Mädchenkram, Estherchen Junior bevorzugte nun
Spielzeugautos, Murmeln und Bauklötze, und - es gefiel ihr! Es machte mir viel
mehr Spass, mich mit den Jungs zu raufen und mit zerrissenen Kleidern nach Hause
zu kommen als mich mit langweiligen, nichts sagenden Puppen herumzuplagen.
Estherchen in ein nettes, süsses Kleidchen zu zwängen war für Mutti jedes Mal
ein absoluter Kraftakt. Pha, Röckchen, soooo dooooof! Damit kann man nicht gut
auf Bäume klettern, Hosen sind dazu doch viel praktischer! Ausserdem war mein
bevorzugter Spielplatz das Ufer der Limmat, und hübsche Kleider wären da ganz
fehl am Platz gewesen. Über Bewegungsmangel meinerseits konnten sich meine
Eltern nie beklagen - ich war ein Wirbelwind und immer in der Natur auf Achse.
Die dabei unumgänglich zugezogenen Verletzungen konnte ich meinen Eltern nicht
gut zeigen, das hätte jedes Mal ein Donnerwetter gegeben.
Dann kam das Berufsleben. Erblich enorm vorbelastet kam
für mich einzig die Laufbahn einer kaufmännischen Angestellten in Frage. Nun ja,
eigentlich wollte ich Radio-TV-Techniker werden, doch anno dazumal fand man für
ein Mädchen keine solche Lehrstelle, kannst du glatt vergessen! Faul wie ich nun
mal war (und eigentlich immer noch bin...), bewarb ich mich nur an einer Stelle, da meine Noten dies
erlaubten. Ich, ein Streber? Nein, aber ich weiss, Prioritäten zu setzen. Mein
Notendurchschnitt war stets genügend bis zufrieden stellend, doch in den letzten
zwei Schuljahren gab ich Gas. Mögen Noten auch nichts über eine Person aussagen,
für eine Bewerbung sind sie trotzdem extrem wichtig. - War für mich die Schule die Hölle auf Erden, war dies nun das pure
Inferno! Musste ich mich denn unbedingt auf eine Lehrstelle in der Textilbranche
bewerben?! Ich Idiot! Ich kam mit den vielen dort arbeitenden Frauen einfach
nicht klar. Ich war todunglücklich und holte mir Trost bei den Backwaren vom
Bäcker nebenan. Nach anderthalb Jahren und 15 Kilo angefuttertem Frust brach ich
die kaufmännische Lehre ab und ging zur Bürolehre über. Jahre später und wieder
15 Kilo leichter kaufte ich mir in der Buchhandlung die aktuellen Lehrmittel der
kaufmännischen Schule, ackerte sie durch, meldete mich zur kaufmännischen
Abschlussprüfung an und holte mir ein paar Wochen später das Fähigkeitszeugnis ab. Ja,
jetzt darfst du 'Streber' zu mir sagen, aber von nichts kommt eben nichts... Die Zigaretten und ich? Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr
war ich eine überzeugte Nichtraucherin. Okay, abgesehen von den Nielen
(Waldreben), die ich mir an den Ufern der Limmat 'zu Gemüte zog'. Doch da war ein cooler
Junge in meiner KV-Klasse - er war wie ich ein begeisterter 'Depeche Mode' Fan und übte auf mich eine
magische Anziehungskraft aus. («Bitte? Wie war das? Depeche Mode? Kenn ich
nicht. Noch nie was von denen gehört!» - Hm, treffen wohl hier die Generationen
aufeinander *g*?) Zwar hatte er eine Freundin, aber das störte mich
nicht gross, schliesslich wollte ich ihn nur ein bisschen aus der Ferne
anhimmeln (was bin
ich doch bescheiden!). Dieser Junge namens Daniel zog so absolut lässig an
seiner Kippe, ich war geradezu hin und weg. Und ich war auch cool, lief zum
nächsten Kiosk und kaufte mir Zigaretten. Lässig zog ich mir während der
Heimfahrt auf dem Fahrrad eine rein und kippte dabei schier zu
Boden, so schlecht wurde mir dabei - aber hey, da muss man durch! Heute frag ich
mich nur noch, wann ich endlich mit dieser idiotischen Sucht aufhöre, denn die Erste, die bitterlich weinen wird, wenn sie erfährt, dass sie Lungenkrebs hat,
bin ich selbst... Und heute? Tja, heute lebe ich in einer schönen, grosszügigen Wohnung und arbeite, setz dich hin und halte dich irgendwo fest, in der Automobilbranche. Nicht gerade eine umweltfreundliche Branche, nicht? Tja, wie du bemerkst, beisse auch ich nicht die Hand, die mich füttert... Du siehst, das Leben hält für uns alle Überraschungen bereit - über die einen freuen wir uns, über andere können wir nur traurig den Kopf schütteln und uns entmutigt fragen: «Wie habe ich das nur verdient!» Nun, du weisst ja, dass ich nicht an das Schicksal glaube, und somit hat sich die Frage nach dem 'verdienen' für mich erübrigt. Meinem Leben lache ich stets frech ins Gesicht, denn eines weiss ich heute aus eigener Erfahrung mit Sicherheit: Was mich nicht umbringt, macht mich nur noch stärker. In diesem Sinne - Lach mal wieder! Sascha Grammel www.saschagrammel.de - bei ihm habe ich Tränen gelacht (Metatest)"Sascha Grammel"
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