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Sommerzeit, Grillzeit...
Naturpark geht in Flammen auf
Spanien
Elf
tote Feuerwehrmänner, fünf evakuierte Dörfer und Kritik an der Behörde
In Spanien wütet schon wieder ein
Waldbrand. Das Feuer im Naturpark von Guadalajara ist das schlimmste seit 15
Jahren
Ralph Schulze, Madrid
Die Jahrhundertdürre auf der Iberischen Halbinsel,
die in diesen Tagen auch noch von einer Hitzwelle mit Temperaturen bis 40 Grad
begleitet wird, zeigt immer dramatischere Auswirkungen. Am Wochenende ging ein
riesiges Waldgebiet in einem Naturpark der zentralspanischen Provinz Guadalajara
in Flammen auf, die auch gestern Nachmittag noch nicht unter Kontrolle waren. In
dem Inferno starben elf Löschhelfer, die von den haushohen Flammen
eingeschlossen wurden. Nur ein Mann des zwölfköpfigen Löschtrupps überlebte
schwer verletzt. Die Polizei verdächtigt eine Gruppe von Jugendlichen, das Feuer
mit einem Grillfest ausgelöst zu haben. In der Waldzone war Grillen ausdrücklich
verboten.
Annähernd 10'000 Hektaren waren bis gestern vom Flammenmeer gefressen worden.
Die Feuerfront erstreckte sich vorübergehend über 30 Kilometer Länge. Fünf
Dörfer und ein Ferienlager mussten evakuiert werden. Mehrere hundert
Feuerwehrmänner und Soldaten, unterstützt von elf Löschflugzeugen, kämpften
gegen die Flammen. Wechselnde Winde erschwerten die Löscharbeiten und fachten
den Brand immer wieder an. Auch die schon seit zehn Monaten anhaltende
Trockenperiode in Spanien und Portugal sorgte dafür, dass die Wälder wie Zunder
brennen. Die Zahl der Busch- und Waldbrände liegt dieses Jahr wesentlich höher
als in den Vorjahren. Das Feuerdrama im Naturpark von Guadalajara mit den elf
toten Löschhelfern, durchweg junge Forstarbeiter, ist das schlimmste in Spanien
seit 15 Jahren. «Die Verantwortlichen des Feuers müssen mit der ganzen Härte des
Gesetzes bestraft werden», forderte José Luis Samper, Bürgermeister des von der
Feuerhölle bedrohten Ortes Riba de Saelices. «Sie haben das Schönste, was wir
besitzen, zerstört - und auch das Leben von elf Menschen.» Jene Jugendlichen,
die mit ihrer Grillparty im Grünen das Grossfeuer ausgelöst haben sollen, müssen
mit strafrechtlicher Anklage rechnen.
Bevölkerung beschimpft Politiker
Javier Lopez,
Vizebürgermeister des Nachbardorfes Luzon, kritisiert, dass die Hilfe spät
gekommen und schlecht koordiniert gewesen sei. In den ersten Stunden nach
Brandausbruch, die stets entscheidend für die Kontrolle eines Feuers sind, habe
es kaum Flugzeuge und Wehrmänner am Brandort gegeben. «Mit mehr Löschmitteln
wäre es nicht so weit gekommen», meinte auch Javier Munoz, der Ortsvorsteher von
Selas. Der Zorn der Bevölkerung in der Region ging so weit, dass Spaniens
sozialdemokratische Vize-Regierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega
ausgepfiffen und wüst beschimpft wurde, als sie sich vor Ort über die Lage
informieren wollte.
Auch in anderen Regionen Spaniens brannte es lichterloh. An insgesamt 15 Fronten
im ganzen Lande kämpfte die Feuerwehr. Bei einem Grossbrand in der Provinz
Zamora an der Grenze zu Portugal wurden 36 Helfer verletzt, als sie versuchten,
die Flammen zu löschen. Im benachbarten Portugal sieht die Lage nicht besser
aus. Dort wurden in den letzten Wochen bei Löscharbeiten in brennenden Wäldern
zwei Wehrmänner getötet und weit über hundert verletzt. Angesichts der
anhaltenden Gluthitze auf der Iberischen Halbinsel und des Ausbleibens des so
dringend benötigten Regens befürchten die Behörden, dass das Schlimmste noch
bevorsteht.
(Aargauer Zeitung, 19.07.05)
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