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Steife Brise

Hurrikane schlagen alle Rekorde
Noch nie gab es so viele starke Hurrikane in einer Saison, noch nie ging den Meteorologen bisher die Namensliste zu Ende und noch nie entstand seit Messbeobachtung ein Hurrikan vor den Toren Europas.

Andreas Walker

Nachdem die Hurrikane Katrina und Rita verheerende Zerstörungen verursacht hatten, schien die Hurrikansaison für das Schlimmste überstanden zu sein. Doch das dicke Ende kam erst noch.
Hurrikan Wilma war der stärkste tropische Wirbelsturm, der je registriert wurde. Er hatte eine Rekordgeschwindigkeit von Böenspitzen, die bis zu 340 km/h reichten, einen Rekordluftdruck im Auge von 882hPa und erschien als Hurrikan der Stärke 5 in der zweiten Oktoberhälfte, was sehr ungewöhnlich war. Normalerweise erscheinen die tropischen Wirbelstürme im September in einer solchen Stärke. Dieser Hurrikan verkörpert einmal mehr einige Rekorde uns seltene Ereignisse, wie sie in dieser Saison einige Male auftraten.
Die diesjährige Hurrikansaison hat so viele Sturmereignisse produziert, dass die Namensliste zu Ende ist. Bereits im Oktober mussten zwei Hurrikane mit den griechischen Buchstaben Alpha und Beta bezeichnet werden. So etwas gab es bisher noch nie. Und die Hurrikansaison ist jeweils erst am 30. November zu Ende.

Premiere vor Europa
Ebenfalls noch nie vorgekommen ist die Entstehung eines tropischen Wirbelsturmes in Europa. Zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren ist vor den Toren Europas Anfang Oktober ein Hurrikan entstanden.200 Kilometer nordwestlich der Insel Madeira bildete sich der Wirbelsturm «Vince». Es handelt sich dabei um den östlichsten Sturm, der sich seit Beginn der Aufzeichnungen nördlich von 20 Grad nördlicher Breite gebildet hat.
Die extremen Aktivitäten in dieser Hurrikansaison lassen darauf schliessen, dass die Meere immer wärmer werden. Messungen zeigten tatsächlich, dass seit 1900 die Temperatur der Meeresoberflächen um 0,4 Grad Celsius gestiegen ist. Damit vergrössern sich auch die Meeresgebiete mit einer Oberflächentemperatur von über 27 Grad, über denen tropische Wirbelstürme entstehen können.

Heisse Zukunft
In den letzten sechs Jahren wurden denn auch mehr Hurrikane über dem Atlantik und in der Karibik registriert als in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Besonders bedenklich ist jedoch die Tatsache, dass sich die Zahl der schweren tropischen Wirbelstürme (Kategorie 4 und 5) in den letzten 35 Jahren weltweit fast verdoppelt hat. Offensichtlich beginnt der Treibhauseffekt jetzt gefährlich spürbar zu werden. Auch europäische Meere werden immer wärmer. Seit Beginn der Achtzigerjahre herrschen von April bis September wärmere Temperaturen. Im letzten Jahrhundert nahmen die Temperaturen in unserem Land um ein Grad Celsius zu. Im nächsten Jahrhundert werden sie nach Berechnungen voraussichtlich noch einmal vier Grad ansteigen. Freiburger Klimatologen haben im Rahmen eines EU-Projekts aufgezeigt wie sich die Klimaerwärmung in Zukunft für Europa auswirken könnte. So werden Hitzeperioden, wie wir sie im Sommer 2003 hatten, immer mehr zum Normalfall werden, und ab dem Jahr 2070 könnten in der Schweiz jährlich elf Wochen mit durchschnittlich 30 Grad zu verzeichnen sein.
Europaweit gibt es noch andere Indizien für eine überdurchschnittliche Erwärmung. In der Adria wurde im Juni 2003 die Wassertemperatur von 28 Grad erreicht, was früher nicht vorkam. Dieser Wert ist unter anderem eine Vorbedingung zur Entstehung der Hurrikane.

Mehr Unwetter
Eine so starke Erwärmung der Meere wird mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Zunahme von Stürmen, Starkgewittern und Hagel verursachen. Deshalb dürften Vorstösse von warmer und feuchter Mittelmeerluft in den Alpenraum in Zukunft noch stärkere Niederschläge bringen als bisher, womit die Anzahl und Stärke der Unwetter mit Starkniederschlägen ansteigen werden.
 

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